Vor drei Jahren kündigte der chinesische Technologieriese Xiaomi an, in die Produktion von Elektrofahrzeugen einzusteigen. Mit diesem Schritt löste sich Xiaomi vom US-Konkurrenten Apple, der seit zehn Jahren an der Entwicklung eines eigenen Elektrofahrzeugs forscht. Bis 2024 gab Apple die Pläne zur Produktion eines selbstfahrenden Elektrofahrzeugs auf. Diese Entscheidung fiel wenige Tage bevor Xiaomi sein viertüriges Limousinen-Elektrofahrzeug SU7 auf den Markt brachte. Das betreffende Fahrzeug wird im Pekinger Werk des chinesischen Staatsautoherstellers BAIC hergestellt. Der Name des SU7-Modellfahrzeugs steht für „Speed Ultra 7“. Das Fahrzeug, das ab dem 28. März in 29 Städten Chinas erhältlich sein wird, wird mit einer Ladung eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern haben und über Software und elektronische Ausrüstung von Xiaomi verfügen. Ein weiteres Merkmal des Fahrzeugs ist, dass es über eine Beschleunigungsfähigkeit verfügt, die die der Elektrofahrzeuge von Tesla und Porsche übertrifft. Nach offiziellen Angaben beschleunigt das Fahrzeug in nur 2,8 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer. Chinesische Verbraucher stehen Schlange. Das Unternehmen gab bekannt, dass bereits 100.000 Menschen Termine zur Besichtigung seiner neuen Fahrzeuge erhalten hätten, die je nach Ausstattung zu einem Preis zwischen 35.000 und 55.000 Dollar verkauft werden. Die Aktien von Xiaomi, Chinas größtem Smartphone-Hersteller, legten an der Hongkonger Börse an einem Tag um 12 Prozent zu, nachdem sich die Nachricht über die ersten Lieferungen Anfang März in den Medien niederschlug. Lei Jun, der Gründungs-CEO des Unternehmens, erklärte außerdem, dass das Unternehmen beabsichtige, der fünftgrößte Automobilhersteller der Welt zu werden. Andererseits ist Xiaomi nicht der einzige chinesische Technologieriese, der die Produktion von Elektrofahrzeugen anstrebt. Genau wie Xiaomi ist auch Huawei, ein Mobiltelefonhersteller, damit beschäftigt, verschiedene Technologien für die Autoindustrie zu entwickeln. Dazu gehören intelligente Fahrsysteme, Cockpitsysteme und Kommunikationsplattformen. Huaweis Fahrzeugmarke Stelato kooperiert ebenso wie Xiaomi mit BAIC. Haben Technologieunternehmen einen Vorteil? Wie realistisch sind also die Ziele, die sich Xiaomi und Huawei für das hart umkämpfte Automobilsegment gesetzt haben? Der deutsche Automobilanalyst Ferdinand Dudenhöffer kommt in seiner Einschätzung zum Thema zu dem Schluss: „Wir erleben den größten Wandel, den die Automobilindustrie je erlebt hat.“ Dudenhöffer geht davon aus, dass Fahrzeughersteller in Zukunft zu Mittelherstellern werden, die Technologieriesen wie Xiaomi beliefern. „Das Biegen von Metall ist langweilig geworden“, sagte Dudenhöffer und fügte hinzu: „Die Zukunft des Automobils liegt nicht in der Mechanik. Im Gegenteil, sie liegt in Software, autonomem Fahren und smarten Cockpits. Genau darin liegt die Kompetenz von Technologieunternehmen.“ Es ist unvermeidlich, dass Xiaomi und Huawei davon profitieren werden, dass China gemessen an Angebot und Nachfrage der weltweit größte Automarkt ist. Im vergangenen Jahr wurden in China insgesamt 30 Millionen Fahrzeuge produziert, davon 9 Millionen Elektrofahrzeuge. Das Land ist derzeit führend auf dem Markt für Elektrofahrzeuge. In einem Umfeld, in dem derzeit nur ein Fahrzeug auf fünf Chinesen kommt, ist das Potenzial Chinas äußerst hoch. Im Vergleich dazu kommen in den USA auf tausend Einwohner 800 Fahrzeuge. Der Preiskampf eskaliert mit der Konkurrenz. Trotz rekordverdächtiger Fahrzeugauslieferungen sind chinesische Fahrzeughersteller in einen massiven Preiskampf verwickelt, der ihr Gewinnpotenzial